„Gut Vorlesen ist ein besonderes Talent – wie Sprinten oder Zeichnen“

Im Vorfeld des schulinternen Vorlesewettbewerbs erklärt unser Schulleiter, Herr Huth, warum dieser Wettbewerb so besonders und so wichtig ist.

 

Hallo Herr Huth! Waren Sie als Jugendlicher eine Leseratte?

Tatsächlich konnte ich schon vor meiner Einschulung lesen. Ich habe immer versucht, Auto-Kennzeichen zu lesen, aber das waren ja keine richtigen Wörter, also hat mir meine Mutter das Lesen beigebracht. Als ich in die Schule kam, kannte ich schon die Abenteuer von Old Shatterhand und Winnetou – hatte also alle Karl May Bücher gelesen. Mein Lehrer dachte, dass ich ihn auf die Schippe nehme. (lacht) Ich habe während meiner Kindheit und frühen Jugend dann tatsächlich extrem viel gelesen.

 

Lesen Sie auch heute noch gern?

Meine Lieblingslektüren stammen überwiegend von us-amerikanischen Autoren, wie Philipp Roth, John Irving, Annie Proulx. Dort stehen, typisch für die amerikanische Li-teratur, oft Fragen, die die Herkunft und Identität betreffen im Mittelpunkt und das Thema „Familie“ spielt eine große Rolle . Aber diese Bücher setzen sich auch mit der Einsamkeit auseinander. Das, finde ich, sind sehr spannende Themen. Als Jugendlicher habe ich Sallingers „The Catcher In The Rye“ (dt. Titel Der Fänger im Roggen) geliebt. An einem Vorlesewettbewerb habe ich allerdings nie teilgenommen.

 

Welche Tradition hat der Vorlesewettbewerb an der Ernst-Reuter-Schule?

Schon als ich als „Junglehrer“ an die Schule kam, gab es einen Vorlesewettbewerb, der jedes Jahr durchgeführt wurde. Er ist ganz grundsätzlich ein wichtiger Teil des Schullebens, denn Wettbewerbe verbindet man meistens eher mit dem Sport. Der Vor-lesewettbewerb soll aber klar machen, dass man sich auch durch sehr gutes Vorlesen hervorheben kann. Das ist nämlich auch ein Talent, das gewertschätzt werden soll. Deshalb gilt auch beim Vorlesewettbewerb das olympische Motto: Dabei sein ist alles!

 

Was soll der Vorlesewettbewerb idealer Weise bewirken?

Ich hoffe erstens, dass Schüler auf diesem Weg Literatur und allgemein den Spaß am Lesen für sich entdecken. Denn in der Literatur kann man Dinge finden, die einem etwas geben, das man für sein eigenes Leben in irgendeiner Form brauchen kann, oder man findet sogar Dinge, die man ablehnt. Literatur ist ja immer auch ein Einblick in ein anderes Leben. Ich denke, dass es wichtig ist, andere Perspektiven einnehmen zu können. Das ist etwas, das Literatur sehr gut vermittelt. Zweitens, finde ich, sollen Schüler und Schülerinnen stolz darauf sein, gute Vorleser und Vorleserinnen zu sein. Das ist genauso viel wert, wie ein toller Sprinter oder ein begnadeter Zeichner zu sein.

Tags: Schule Wettbewerb

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